Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
„Vidi et intellexi“
Ich sah und ich verstand
Hildegard ist hier nicht als Äbtissin, sondern als Seherin und Künstlerin dargestellt. Ihr Gesicht ist so nach oben gerichtet, wie es in einer natürlichen Haltung unmöglich wäre. Sie ist ganz auf Gott gerichtet und ihr inneres und auch äußeres Leben ist ein immerwährendes Sehen und Erkennen. Gleichzeitig steht sie fest auf dem Boden: ihre Beine und Füße stehen praktisch im Grünen, in der „viriditas“, in der Grünkraft der Natur: sie steht ganz auf dem Boden, auf dem Boden der Tatsachen und in der Erkenntnis von Natur und Welt.
Sie schaut, und was sie sieht, hält sie nicht nur in Text und Musik fest, sondern auch im Bild.
Die Miniatur der Trinität aus ihrem ersten Buch „Scivias“ in der Mitte der Figur plaziert, symbolisiert ein zentrales theologisches Element in ihren Schriften. Und in dieser Theologie Hildegards, die sich in Bildern erklärt, zeigt sich auch die Künstlerin.
Auf der Rückseite der Figur sind Linien einer Feser eingeritzt: in ihren Briefen beschreibt sich Hildegard selbst immer als Feder Gottes, die vom Wind des Hl. Geistes hin und her geweht wird. Diese Feder hat einen Stiel: das Rückgrat Hildegards, die nie vor Menschen und Schwierigkeiten zurückgewichen ist.
© St. Peter, Fritzlar