Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
Aufrecht steht die Frau und das in Längsfalten gelegte Kleid betont diese Aufrichtung.
Schleier und Gewand umgeben die Gestalt, geben Gesicht und Hände frei, lassen ihr Offenheit. Die Glasur legt einen Hauch violett, Farbe des Übergangs, des Wandels auf die Gewänder.
Der Kopf ist geneigt, und obwohl Lider und Mund geschlossen sind, ist sie nicht verschlossen im Schmerz . Die Hände sind leicht und rund übereinander gelegt vor dem Herzen. Sie erinnern an eine Ohrmuschel. Dieses „Herzohr“ liegt auf der Senkrechten, die oben und unten verbindet. Was hört Maria - den Tumult der Hinrichtung? Oder hört sie das Wort der Fürsorge des Sohnes und sein letztes Wort „es ist ans Ziel gekommen“?. Sie lauscht den Ereignissen in der Welt, die Heilsgeschichte Gottes ab. Maria, Mutter des ewigen Wortes Gottes, bleibt Hörende.
Was für eine Haltung für Einen, dem der Freund stirbt! Was stellt ihn auf die Füße, was hält ihn aufrecht? Woher der Ausdruck der Milde, der Güte? Er ist „der Jünger, den Jesus lieb hatte“. Ein Geliebter zu sein, reicht wohl noch tiefer, als alles was verletzt und einen aufbringen kann. In seinen Händen liegt ein Buch. Geschmückt und kostbar, markiert es den zentralen Punkt der Plastik. Was Johannes wie einen Schatz an seiner Brust verwahrt, ist mehr als ein Buch. Er hat das Wort, Christus selbst, in die Mitte genommen. Es ist die geschenkte Gottesfreundschaft, der hier Raum und Wohnung wird. Das Spiel der Falten im Gewand kann einem die fließende Bewegung des inneren Gesprächs widerspiegeln, den Einklang, der sich zwischen Wort und Antwort ereignet.
© St. Peter, Fritzlar